30 Jahre Shiatsu Gesellschaft Schweiz

Es war einmal… Was wie ein Märchen begann, ist heute eine Erfolgsgeschichte. Vor über 30 Jahren wurde die Shiatsu Gesellschaft Schweiz gegründet. Wir geben hier einen Einblick, wie Shiatsu und der Verband sich seit jener Zeit einen gebührenden Platz im Schweizer Gesundheitssystem erarbeitet haben.

Am Anfang stand der Wunsch nach Gemeinschaft. Auf Initiative einzelner Shiatsu-TherapeutInnen begann ein Austausch untereinander, wie Shiatsu als professionelle Therapie in der Schweiz etabliert werden könnte. Dafür sollten die Berufsinteressen auf nationaler Ebene gemeinsam vertreten werden. Schliesslich wurde im Februar 1990 die Schweizerische Gesellschaft für Shiatsu gegründet.

Beitrittsgesuch für Gründungsmitglieder, 27.10.1990

Die Anfangsjahre waren durch den Aufbau des Verbandes geprägt. Die Verantwortlichen erarbeiteten Statuten und Organisationsgrundlagen. Dabei wechselte sich mühsame Detailarbeit mit der Entwicklung kraftvoller Visionen für die Zukunft ab. Ein Spannungsfeld, welches nicht immer einfach auszuhalten war. Doch die Arbeit des noch jungen Verbandes brachte bald ihre ersten Erfolge: Gewisse Schweizer Krankenkassen anerkannten die Leistungen von Shiatsu-TherapeutInnen. Das war damals einmalig in Europa.

Die Vorstandssitzungen der ersten Jahre waren sehr familiär. Wenn ein Vorstandsmitglied Mutter wurde, brachte sie das Baby an die Sitzung mit. Heute sind Vorstandssitzungen straff organisierte Meetings, an denen fünfmal im Jahr ein Berg an Traktanden bearbeitet werden. Die Entwicklung zu einem der grössten Berufsverbände der KomplementärTherapie brachte zwingend eine organisatorische Professionalisierung mit sich.

Eine weitere Hauptaufgabe bestand von Anfang an in der Bekanntmachung von Shiatsu in der Öffentlichkeit. Die Methode wurde erklärt, an Messen gezeigt, Werbung wurde gemacht. Dabei ging es auch um die Abgrenzung zur Esoterik. Körpertherapien galten damals als esoterisch und ihre Wirksamkeit wurde eher belächelt. Während wir heute mit wissenschaftlichen Studien argumentieren können, stand den Verbandsmitgliedern am Anfang nur die reine Überzeugungskraft zur Verfügung. Der Verband fand Antworten auf die Fragen der Öffentlichkeit und verhalf Shiatsu zu seiner heutigen Positionierung.

Im Jahr 2000 wurden die Leistungen der Anfangsjahre zum 10-jährigen Jubiläum im Rahmen der Mitgliederversammlung gefeiert. Nach dem offiziellen Teil wurde abends im Kientalerhof weiter gefeiert. Es trafen sich Mitglieder, Vorstand und Geschäftsleitung zu einem ausgelassenen Fest, welches allen Beteiligten noch lange in Erinnerung blieb. Und schon am nächsten Tag lag der Fokus in Kursen und Workshops wieder auf der fachlichen Weiterbildung.

Die Berufsentwicklung
Mit der Jahrhundertwende verlagerte sich der Schwerpunkt der SGS. Während die Öffentlichkeitsarbeit weiterhin ein wichtiger Teil blieb, nahm die Berufsentwicklung immer mehr Raum ein. Es war der SGS von Beginn weg ein Anliegen, in Zusammenarbeit mit den Shiatsu-Schulen, die Ausbildung der TherapeutInnen zu vereinheitlichen. Obwohl jede Schule ihren eigenen Schwerpunkt setzt, sollen alle Ausbildungen qualitativ gleichwertig sein. Ein Standard, welchen die Schweizer Shiatsu-Schulen vollumfänglich erfüllen.

Auf Bundesebene trat 2004 ein neues Berufsbildungsgesetz in Kraft, welches erstmals die Reglementierung von nicht formalen Abschlüssen möglich machte. Gleichzeitig wurde vom zuständigen Amt klargestellt, dass nicht unzählige Berufe auf diese Art anerkannt werden können. So waren die verschiedenen Methodenverbände bestrebt, ein einheitliches Berufsbild KomplementärTherapie zu entwickeln und dennoch die Spezialisierung der einzelnen Methoden zu erhalten.

Die SGS entwickelte in Zusammenarbeit mit einigen Mitgliedern ein erstes Berufsbild sowie eine Prüfungsordnung. Durch politische Verwicklungen kam es dann aber zu Verzögerungen. Und die Karten wurden durch die Abstimmung «Ja zur Komplementärmedizin» im Jahr 2009 nochmals neu gemischt. Die sensationell hohe Zustimmung durch die Bevölkerung war eine Bestätigung der Arbeit der Verbände. Doch das Berufsbild musste überarbeitet und von der Alternativmedizin abgegrenzt werden.

Ein weiterer Schritt war die Entwicklung einer Berufsarchitektur. Die Gefahr bestand darin, dass für einen eidgenössischen Abschluss ein Studium verlangt würde. Die Akademisierung war in vielen anderen Berufen in vollem Gange, für die Shiatsu-TherapeutInnen sollte das verhindert werden. Trotzdem brauchte es eine Abbildung der Qualifikation. Über den zweistufigen Bildungsweg mit Branchenzertifikat und Höherer Fachprüfung wurden alle Vorgaben des Bundes erfüllt und den TherapeutInnen ein gangbarer Weg eröffnet. Der eidgenössisch anerkannte Beruf Shiatsu-TherapeutIn war im 21. Jahrhundert angekommen.

Ein Jubiläum ohne Fest
Nachdem die Berufsentwicklung durch den Verband tatkräftig mitgetragen wurde, kam die Zeit, sich wieder den Kernaufgaben zu widmen. Der Fokus lag vermehrt auf Shiatsu selbst und der täglichen Berufspraxis der Mitglieder. Die Coronapandemie stellte den Verband in diesem Punkt auf eine besondere Probe. TherapeutInnen mussten im Frühling 2020 ihre Praxen für einige Wochen schliessen. Vieles war in dieser Zeit ungewiss, Informationen innert Tagesfrist überholt, und der Vorstand und die Geschäftsstelle gaben ihr Bestes, die Übersicht zu bewahren. Es war wichtig, den Mitgliedern korrekt und schnell die richtige Hilfe zu vermitteln. Gute Teamarbeit liess den Verband auch diese Krise bewältigen.

Das 30-Jahre-Jubiläum fiel genau in diese Zeit. An der Mitgliederversammlung hätte ein Apéro zu Ehren der Mitglieder und der SGS stattfinden sollen. Die Veranstaltung musste wegen der Corona-Massnahmen abgesagt werden. Das Jubiläum ist vorbei, doch die nächste Mitgliederversammlung wird 2022 hoffentlich vor Ort stattfinden können. Und in drei Jahren sind es schon 35 Jahre Erfolge, die wir feiern können. Für den Moment bleibt uns ein liebevolles Erinnern an die Anfänge, ein bewusstes Freuen über die erreichten Etappen und ein erwartungsvoller Blick in die Zukunft.

Was die nächsten 30 Jahre der SGS bringen werden, wissen wir nicht. Aber wir sind sicher, dass der Beruf Shiatsu-TherapeutIn auch in Zukunft grosse Bedeutung für die Menschen hat. Die komplementären Methoden werden ihre Rolle als wichtige Ergänzung zur Schulmedizin weiterhin ausbauen und eine noch tiefere Verankerung im Gesundheitswesen erreichen. Daran arbeiten wir als Verband weiterhin mit voller Energie.

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