Job-Stress-Index 2016: Besonders jüngere Erwerbstätige von Stress betroffen

Immer mehr Erwerbstätige fühlen sich in der modernen Arbeitswelt gestresst und erschöpft. Laut einer regelmässigen Erhebung der Gesundheitsförderung Schweiz verfügt ein Viertel der Berufstätigen nicht über genügend Ressourcen, um berufliche Belastungen zu bewältigen. Vor allem jüngere Mitarbeitende leiden unter gesundheitsbedingten Leistungseinbussen.

Das Stress-Monitoring der Gesundheitsförderung Schweiz untersucht seit 2014 jährlich die Auswirkungen von arbeitsbedingtem Stress auf die Produktivität und Gesundheit von Erwerbstätigen. Die Ergebnisse aus der aktuellsten Erhebung bestätigen die Resultate der beiden vorangegangenen Erhebungen.

Jeder vierte Beschäftige fühlt sich gestresst und erschöpft
Demnach fühlen sich gemäss den Resultaten aus dem Jahr 2016 25,4% der Beschäftigten gestresst und erschöpft. Dies bedeutet, dass die betroffenen Personen nicht mehr ausreichend auf ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und Anforderung reagieren können. Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen in der Schweiz betrifft dies insgesamt 1,3 Millionen Menschen. Fast die Hälfte der Berufstätigen (46,3%) befindet sich zudem im sensiblen Bereich, in dem vorhandene Ressourcen nur noch knapp ausreichen, um die Belastungen meistern zu können.

Jüngere Beschäftigte sind besonders gefährdet
Wie der jüngste Index zeigt, sind junge Erwachsene zwischen 16 und 24 Jahren sowie die Gruppe der 25- bis 39-Jährigen häufiger gestresst und erschöpft als ältere Beschäftigte. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass sie über deutlich weniger Job-Ressourcen als ältere Mitarbeitende verfügen, die sich im Verlauf des Berufslebens vor allem aus persönlichen Erfahrungen entwickeln. Zudem sind Berufstätige im Alter zwischen 25 und 39 Jahren oft auch privat durch die Gründung einer Familie stärker eingespannt, was zusammen mit der Arbeitsbelastung zu Erschöpfungsgefühlen führen kann. Folge davon sind gesundheitliche Probleme und eine verminderte Arbeitsleistung. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Altersgruppe einen doppelt so hohen Produktivitätsverlust aufweist als die über 40-Jährigen. Einen grossen Einfluss hat gemäss Erhebung auch das Arbeitspensum. So zeigt der Bericht, dass Vollzeitbeschäftigte erschöpfter sind, als Teilzeitbeschäftigte.

Führungskräfte leiden weniger unter Stress
Die Erhebung zeigt aber auch, dass Erwerbstätige ohne Führungsverantwortung deutlich gestresster sind als Führungskräfte. Letztere verfügen durch ihre Position und Verantwortung über einen grossen Gestaltungsspielraum, was sich als wertvolles Mittel erweist, um Belastungen auszugleichen. Auch das grosse Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten dient als wichtige Ressource. Führungskräfte können Anforderungen besser begegnen, fühlen sich dadurch gesünder und haben weniger gesundheitsbedingte Absenzen als Angestellte. Aber auch für sie gilt: Je ungleicher das Verhältnis zwischen Belastungen und Ressourcen am Arbeitsplatz, desto erschöpfter fühlen sie sich.

Stress kostet die Unternehmen jährlich rund CHF 5,7 Mrd.
Gestresste und erschöpfte Mitarbeitende fehlen im Durchschnitt häufiger (Absentismus). Sie zeigen ebenfalls mehr gesundheitsbedingte Leistungseinbussen und können trotz Anwesenheit am Arbeitsplatz nicht die übliche Arbeitsleistung erbringen (Präsentismus). Laut einer Schätzung entstanden für die Schweizer Arbeitgeber im Jahr 2016 in diesem Zusammenhang Einbussen von rund 5,7 Milliarden Franken, die ihnen bei gesunden und somit voll einsatzfähigen Mitarbeitenden anderweitig zur Verfügung gestanden hätten.

Hintergrund Job-Stress-Index
Gesundheitsförderung Schweiz veröffentlicht den Job-Stress-Index als wissenschaftliche Studie in Zusammenarbeit mit der Universität Bern und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Das Stress-Monitoring ermittelt jährlich drei Kennzahlen zu den Auswirkungen von arbeitsbedingtem Stress auf Gesundheit und Produktivität von Erwerbstätigen: den Job-Stress-Index, den Anteil Erschöpfter sowie das ökonomische Potenzial für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in Bezug auf Stress. Die Resultate der Erhebung 2016 bestätigen die Ergebnisse der zwei vorangegangenen Erhebungen.

Weitere Informationen:
_ Faktenblatt Job-Stress-Index 2016 (PDF)

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