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Symbolbild: Bruce Mars auf Pexels

Praxisbeispiel II: Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Burnout

Starke Belastungen und anhaltender Stress in Beruf und Familie können zu Erschöpfung und Burnout-Symptomen führen. Emotional und geistig erschöpfte Menschen, die «ausgebrannt» sind, leiden nicht nur psychisch, sondern haben auch körperliche Symptome. Immer mehr Psychologen und Kliniken arbeiten deshalb bei der Behandlung von Burnout interdisziplinär mit Shiatsu-Therapeutinnen und -Therapeuten zusammen. Das nachfolgende Praxisbeispiel zeigt, wie Shiatsu eine Psychotherapie ergänzen und wie diese komplementärtherapeutische Methode Burnout-Betroffene im Genesungsprozess unterstützen kann.

Eine 38-jährige alleinstehende Abteilungsleiterin fühlt sich seit längerem erschöpft. Sie kann sich für nichts mehr begeistern und motivieren und würde am liebsten immer schlafen. Legt sie sich jedoch abends hin, fällt ihr das Einschlafen schwer, und sie wacht in der Nacht oft auf. Zudem plagen sie eine konstante Unruhe und Schmerzen im ganzen Körper, die sich medizinisch nicht erklären lassen. Als der Leidensdruck zu gross wird, wendet sie sich an einen Psychologen, der ein Burnout diagnostiziert. Dieser rät ihr zu einer ambulanten Behandlung. Aufgrund ihres starken körperlichen Unwohlseins und ihrer Schlafstörungen empfiehlt der Burnout-Spezialist zudem eine Shiatsu-Therapie.

Momente der Stille
In den ersten Sitzungen spricht die Klientin nur wenig. Mit gezielten Fragen gelingt es der Shiatsu-Therapeutin, die stark kopflastige Berufsfrau während der Behandlung in ihr Körperempfinden zu leiten. Die Klientin beginnt, aufsteigende Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und zu formulieren. Dabei erfährt die Therapeutin, dass die 38-Jährige sehr gerne in die Berge fährt, jedoch keine Energie mehr dafür aufbringen kann. Sie ermuntert die Klientin, neben den Shiatsu-Behandlungen und Sitzungen beim Psychologen täglich kurze Spaziergänge zu machen. Ausserdem zeigt sie ihr einige einfache Körperübungen, die belebend und beruhigend wirken und die sie sowohl draussen wie auch im eigenen Wohnzimmer machen kann. Bereits nach kurzer Zeit verbessert sich die Schlafqualität der Klientin merklich. Sie wacht in der Nacht deutlich seltener auf und kann sich dadurch besser erholen.

Die körperlichen Schmerzen gehen nach den Shiatsu-Behandlungen jeweils spürbar zurück, treten aber immer wieder auf, wenn die Belastung bei der Arbeit zunimmt. Die Shiatsu-Therapeutin gibt der Klientin einfache Achtsamkeitsübungen mit auf den Weg und zeigt ihr, wie sie in hektischen und überfordernden Momenten mittels tiefer Atmung zur Ruhe finden kann. In der Folge gelingt es der Klientin zusehends, das Wohlbefinden, welches sie unmittelbar nach einer Behandlung empfindet, in ihren Alltag zu transferieren.

Begleitendes Gespräch
In der Reflexion vor und nach einer Shiatsu-Behandlung ist es für die Klientin sehr hilfreich, die während der Behandlung wahrgenommenen Bedürfnisse zu benennen und einzuordnen. In diesen Gesprächen wird der Abteilungsleiterin bewusst, wie lange sie ihre innere Stimme und die damit verbundenen tiefen Wünsche zugunsten anderer Menschen und der Arbeit ignoriert hat. Dieses Thema wird im Anschluss mit dem behandelnden Psychologen weiter vertieft.

Eine starke Frau
Als sich ihr körperlicher Zustand zusehends stabilisiert, beginnt die Shiatsu-Therapeutin in Absprache mit dem behandelnden Psychologen, das Thema Selbstvertrauen und die Stärkung der Mitte in die Behandlung einfliessen zu lassen. Während der Körperarbeit zeigt sich der Klientin ein Bild einer starken Frau aus ihrer Vergangenheit, die sie sehr bewundert hat. Mit dem Aufkommen dieses inneren Bildes, verändert sich ihr eigenes Körpergefühl. Die Abteilungsleiterin nimmt die Gefühle von Stärke und Selbstachtung in sich wahr. Das Bild der selbstbewussten Frau wird in den folgenden Sitzungen immer wieder aufgegriffen. Es wird für die Klientin zum Sinnbild von Selbstvertrauen.

Nach wenigen Monaten interdisziplinären Zusammenspiels von Psychotherapie und Shiatsu geht es der Klientin deutlich besser. Dank dem neu gewonnenen Selbstvertrauen schafft sie es, berufliche Herausforderungen mit mehr Ruhe anzugehen, in hektischen Momenten inne zu halten, sich selbst mehr Aufmerksamkeit zu schenken und sich wieder in der Natur zu bewegen. Mit all den getroffenen Massnahmen, insbesondere dank der höheren Selbstfürsorge, hat sich auch ihr Schlaf verbessert, und die Schmerzen sind deutlich zurückgegangen.

Burnout
Der Begriff „Burnout“ stammt aus dem Englischen und bedeutet „ausbrennen“. Menschen mit einem Burnout leiden unter einem Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung und sind in ihrer Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt. Burnout ist ein Prozess, in dem Symptome sich zunehmend verstärken, bis sie zum Zusammenbruch oder in schlimmeren Fällen zum Suizidversuch führen können. Burnout zeigt sich somit als Stressfolgeerkrankung, Erschöpfungssyndrom und Sinneskrise.