Shiatsu und Schlaf

In den letzten 25 Jahren haben Schlafstörungen in der Schweizer Bevölkerung zugenommen. Ein Bericht des BFS (Bundesamt für Statistik) von 2022 zeigt, dass ein Drittel der Bevölkerung unter Schlafstörungen leidet. Am häufigsten leiden Personen unter mehrmaligem Erwachen in der Nacht. Shiatsu vermag Körper und Geist zu beruhigen und schlaflosen Nächten entgegenzuwirken.

Das Schlafbedürfnis ist von Mensch zu Mensch verschieden

Nicht alle Menschen brauchen gleich viel Schlaf, und bereits im Kindesalter bestehen grosse Unterschiede in der individuell bevorzugten Schlafdauer. Durchschnittlich, so sagen ExpertInnen, schlafen erwachsene Personen zwischen sieben und acht Stunden. Extreme KurzschläferInnen sind nach vier bis fünf Stunden Schlaf erholt, und die sogenannten LangschläferInnen benötigen täglich zehn oder mehr Stunden, um sich ausgeruht zu fühlen.

Vorübergehende Ein- und Durchschlafprobleme kennt jeder von uns

Allerdings stellt praktisch jeder Mensch in seinem Leben vorübergehende Veränderungen des Schlafes fest, die durch ausserordentliche Belastungen, aufwühlende Ereignisse oder emotionalen Stress ausgelöst werden. Eine vorübergehende Abweichung des Schlafbedarfs bei Belastungssituationen wird in der Schlafmedizin als «anpassungsbedingte oder psychoreaktive Schlafstörung» bezeichnet und gehört mitunter «zu den am häufigsten beklagten Schlafproblemen in der Bevölkerung». Während diese Art von Schlafstörung in der Forschung aus rein medizinischer Sicht als harmlos eingestuft wird und in der Regel mit der Beseitigung des Stressors oder mit zunehmender Gewöhnung, sprich Anpassung an die neuen Gegebenheiten wieder verschwindet, kann sich das Schlafproblem zu einem chronischen Zustand wandeln, wenn über Monate hinweg kein erfolgreicher Anpassungsprozess stattfindet.

Schlafstörungen erkennen

Wir alle benötigen ausreichend Schlaf, um uns körperlich und geistig fit zu fühlen und Krankheiten vorzubeugen. Nicht immer erkennen wir Schlafstörungen gleich. Hinweise sind u.a. eine erhöhte Tagesschläfrigkeit: Man fühlt sich tagsüber müde und gereizt, schläft in eintönigen Situationen ein und hat tagsüber ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Bei Störungen beim Ein- und Durchschlafen dauert es mehr als 30 Minuten bis man einschläft, man wacht nachts immer wieder auf und findet nicht mehr oder nur schwierig in den Schlaf zurück. Man grübelt, hat häufig Albträume und empfindet dies als belastend. Die Partnerin/der Partner bemerkt Atemaussetzer, lautes Schnarchen oder sogar Schlafwandeln. Wenn Schlafstörungen über mehr als drei Monate anhalten, bezeichnet man sie als chronisch.

Was kann ich für einen gesunden Schlaf tun

Ein Einschlafritual, regelmässige Schlafenszeiten, ein leichtes Abendessen und eine gesunde Schlafumgebung mit einer Temperatur von maximal 18°C helfen, um gut in den Schlaf zu finden und durchzuschlafen. Koffeinhaltige Getränke sollten spätestens 4-6 Stunden vor dem Schlafengehen nicht mehr getrunken werden. Auch das kleine Gläschen Alkohol am Abend kann das Durchschlafen stören. Regelmässiger Sport ist hilfreich für einen gesunden Schlaf, sollte jedoch nicht 2-3 Stunden vor der eigentlichen Schlafenszeit ausgeübt werden. Ein kurzer Mittagsschlaf von 15-30 Minuten wirkt vitalisierend, ist er länger oder erst nach 15 Uhr, kann auch das einen negativen Einfluss auf den nächtlichen Schlaf haben.

Wichtig ist auch, rechtzeitig vor dem Zubettgehen Handy, Computer und Fernseher auszuschalten. Eine Studie aus dem Jahr 2023 der Universität Basel zeigt, dass kurzwelliges Bildschirmlicht einen Einfluss auf das Tag-Nacht-Signal des Gehirns hat und uns ungewollt wachhalten kann.

Empfehlenswert sind entspannende Techniken, wie Autogenes Training oder Meditation, ein Abendspaziergang in der Natur oder ein entspannendes Bad mit Zusätzen, die beruhigend wirken. Manchen Menschen hilft auch ein Notizbuch, in dem sie ihre nächtlichen Sorgen, Gedanken und Grübeleien vom Kopf auf das Papier bringen, um entspannt weiterschlafen zu können.

Shiatsu begegnet Schlafstörungen mit einem ganzheitlichen Ansatz

Um Schlafproblemen wirkungsvoll zu begegnen, betrachtet Shiatsu den Menschen als Ganzes auf der Basis der Prinzipien von Yin und Yang und der fünf Wandlungsphasen: Wie ist der Allgemeinzustand, wie das berufliche, soziale und familiäre Umfeld des Menschen und wie stehen diese Aspekte in Zusammenhang mit der Schlafstörung. Ausgehend von der Zeit, zu der die Störungen auftreten, wird die entsprechende Wandlungsphase angesprochen.  Bei Schlafproblemen sind dies in der Regel die Thematiken der Nieren- und Blasenenergie. Im weiteren Fokus stehen das Ausscheidungs- und Hormonsystem, sowie das Nervensystem mit seiner eigenen Palette an Thematiken.

Schwache Nieren-Energie stört den Schlaf zu Beginn und mitten in der Nacht. Unkontrollierte Holzenergie beeinträchtig den Schlaf am frühen Morgen.

Die natürliche Bewegung des Wassers geht nach unten. Diese Bewegung wird im Shiatsu unterstützt, wenn zu viel Energie im oberen Bereich des Körpers, vornehmlich im Kopf festsitzt. Der Mangel im unteren Bereich des Systems wirkt sich unmittelbar auf die Nierenenergie aus.

Wenn empfindlich geschwächt, offenbart sich das Nieren-Yin, das unter anderem auch die Lebens-Essenz bewahren sollte, als Schlafschwierigkeit, vor allem anfangs und mitten in der Nacht. Nachtschweiss ist ein weiteres Zeichen einer Schwächung der Nieren-Energie.

Als weitere mögliche Ursache einer Schlafstörung kommt auch eine unkontrollierte Holzenergie in Frage. Diese Möglichkeit besteht vor allem dann, wenn die nächtliche Ruhe nicht mitten in der Nacht, sondern in den frühen Morgenstunden beeinträchtigt wird.

Mögliche Shiatsubehandlungs-Sequenzen

Dieser grossen Unruhe entgegenzutreten und KlientInnen behutsam in die Ruhe zu führen, das vermögen einfache Techniken des Shiatsu am Rücken. Als Einleitung der Behandlung werden nervöse Spannungen am Hals und am oberen Rücken sanft gelöst damit Atmung und Zirkulation frei fliessen können. Die TherapeutIn legt die Finger der einen Hand zwischen die Wirbelfortsätze, die andere Hand klopft locker und in regelmässigem Rhythmus auf die Fingernägel. So wird jeder Zwischenraum der Wirbelfortsätze behandelt. Ähnlich können auch die Zwischenräume der Rippen und das Kreuzbein beklopft werden. Durch das Klopfen auf die Öffnungen im Kreuzbein wird das Nervensystem zusätzlich beruhigt und die Behandlung wirkt lindernd, auch bei Depressionen.

Zentral ist der körperliche und seelische Ausgleich von Ungleichgewichten, das Ausgleichen der Polaritäten von Yin und Yang, des weiblichen und männlichen Prinzips. Der Fokus wird demnach auf das Prinzip der Entsprechungen gelegt, an Händen, Füssen, im Gesicht und am ganzen Körper.

Shiatsu beinhaltet aber auch verschiedene belebende und entspannende Fussmassage-Techniken. Die Arbeit an den Füssen der Empfangenden wirkt «fernwirkend» und beruhigend auf den Hinterkopf und das Gehirn.

Shiatsu hilft so, zu einem gesunden und erholsamen Schlaf zurückzufinden.

Dieser Beitrag beruht auf dem Artikel: Shiatsu und Do-in-Techniken verhelfen zu einem gesunden Schlaf. Ursula Weber. Shiatsu Magazin 2017

Quellen:

_ Bundesamt für Statistik: Schlafstörungen in der Bevölkerung

_ Universitätsspital Zürich

_ Netzwerk Schlaf

_ SRF Wissen: Bildschirmlicht am Abend